Der Verlust eines oder mehrerer Zähne kann nicht nur die Ästhetik des Lächelns beeinträchtigen, sondern auch die Kaufunktion und die allgemeine Mundgesundheit. Zahnimplantate stellen hier eine moderne und langlebige Lösung dar. Doch wie genau funktioniert der Prozess, wenn ein Implantat eingesetzt wird? Dieser Artikel führt Sie Schritt für Schritt durch den gesamten Vorgang, von der ersten Beratung bis zum fertigen Zahnersatz.
Die Vorbereitung: Diagnose und Behandlungsplanung
Bevor es an das eigentliche Einsetzen des Implantats geht, ist eine gründliche Vorbereitung unerlässlich. Der erste Schritt ist ein ausführliches Beratungsgespräch mit Ihrem Zahnarzt. Hier werden Ihre Krankengeschichte, Ihre Wünsche und Erwartungen besprochen. Daraufhin folgt eine detaillierte zahnmedizinische Untersuchung. Dazu gehören in der Regel eine klinische Untersuchung des Gebisses und des Zahnfleisches sowie diagnostische Maßnahmen wie Röntgenaufnahmen, oft eine digitale Volumentomographie (DVT), die dreidimensionale Einblicke in den Kieferknochen ermöglicht. Dies ist entscheidend, um die Knochensubstanz, die Lage von Nerven und Nebenhöhlen zu beurteilen und festzustellen, ob genügend Knochenvolumen für ein Implantat vorhanden ist. Falls nicht, können Knochenaufbaumaßnahmen notwendig sein, die jedoch den Behandlungsprozess verlängern.
Der chirurgische Eingriff: Das Einsetzen des Implantats
Wenn alle Voraussetzungen erfüllt sind, kann der chirurgische Eingriff zur Platzierung des Zahnimplantats erfolgen. Dieser wird in der Regel unter lokaler Betäubung durchgeführt, was den Eingriff für den Patienten schmerzfrei macht. In manchen Fällen kann auch eine Sedierung oder Vollnarkose in Erwägung gezogen werden, insbesondere bei ängstlichen Patienten oder komplexen Eingriffen. Zuerst wird das Zahnfleisch über dem geplanten Implantationsbereich vorsichtig zurückgeklappt, um den darunterliegenden Kieferknochen freizulegen. Anschließend wird mit speziellen Bohrinstrumenten ein präzises Loch im Knochen geschaffen, das exakt die Größe und Form des Implantats hat. Das Implantat, das meist aus Titan gefertigt ist, wird dann vorsichtig in dieses Bohrloch eingeschraubt oder eingedreht. Nach der Platzierung wird das Zahnfleisch wieder über dem Implantat verschlossen. Oft wird in dieser Phase ein kleiner Kunststoffpfosten (Provisorium) aufgesetzt, um das Zahnfleisch zu formen und eine vorübergehende Ästhetik zu gewährleisten.
Einheilphase: Osseointegration
Nach dem chirurgischen Eingriff beginnt die wichtigste Phase: die Einheilung des Implantats, auch Osseointegration genannt. In den folgenden Monaten (typischerweise 3-6 Monate, je nach Knochenqualität und -lage) verwächst das Titanimplantat fest und stabil mit dem umliegenden Kieferknochen. Dieser Prozess ist entscheidend für die Langlebigkeit und Stabilität des späteren Zahnersatzes. Während dieser Zeit ist es wichtig, auf eine gute Mundhygiene zu achten und regelmäßige Kontrolltermine beim Zahnarzt wahrzunehmen. Der Zahnarzt überprüft den Heilungsverlauf und stellt sicher, dass keine Entzündungen auftreten. Während der Einheilphase wird das Implantat in der Regel nicht belastet. Das bedeutet, dass auf dem provisorischen Zahnersatz oder der Lücke nicht gekaut wird.
Die Freilegung und Aufbau des Zahnersatzes
Sobald das Implantat fest im Knochen verankert ist, erfolgt die zweiteilige Operation zur Freilegung. Hierbei wird das Zahnfleisch erneut leicht geöffnet, um den oberen Teil des Implantats freizulegen. Auf das freigelegte Implantat wird ein kleiner Heilungspfosten aufgesetzt. Dieser verbindet das Implantat mit der Mundhöhle und hilft, das Zahnfleisch in die richtige Form zu bringen, sodass der Zahnarzt später den endgültigen Aufbau (Abutment) darauf befestigen kann. Nach einer weiteren kurzen Heilungsphase (oft 1-2 Wochen) wird der Heilungspfosten entfernt und das Abutment, ein Verbindungselement zwischen Implantat und Zahnkrone, aufgeschraubt. Dieses Abutment wird individuell für Sie angefertigt und dient als Träger für die endgültige Zahnkrone.
Die Versorgung mit der definitiven Krone
Im letzten Schritt wird die individuelle Zahnkrone angefertigt. Nach der Anprobe und der Überprüfung von Passform, Farbe und Biss wird die Krone fest auf das Abutment zementiert oder verschraubt. Nun ist der Zahnersatz vollständig und funktional. Das Gefühl, mit einem Zahnimplantat zu kauen, ist dem eines natürlichen Zahns sehr ähnlich. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen und eine sorgfältige Mundhygiene sind auch nach Abschluss der Behandlung unerlässlich, um die Langlebigkeit des Implantats zu gewährleisten. Ein gut gepflegtes Zahnimplantat kann viele Jahre, oft ein Leben lang, halten und stellt somit eine ausgezeichnete Alternative zu herkömmlichen Brücken oder Prothesen dar.