wie viel kalorien verbraucht ein orgasmus

Der Mythos vs. die Realität: Kalorienverbrauch beim Höhepunkt der Lust

Die Frage "wie viel kalorien verbraucht ein orgasmus" ist eine beliebte Google-Suchanfrage und sorgt oft für Schmunzeln. Viele stellen sich vor, dass ein intensiver Orgasmus eine Art Mini-Workout darstellt, das heimlich zur täglichen Kalorienbilanz beiträgt. Während es stimmt, dass jede körperliche Aktivität Energie verbraucht, ist die genaue Menge an Kalorien, die während eines Orgasmus verbrannt wird, oft Gegenstand von Übertreibungen und urbanen Legenden. Wir werden in diesem Artikel detailliert beleuchten, was die Wissenschaft dazu sagt, welche physiologischen Prozesse ablaufen und wie dieser Energieverbrauch im Kontext des gesamten sexuellen Erlebnisses zu sehen ist.

Es ist wichtig zu verstehen, dass der Orgasmus zwar der Höhepunkt sexueller Aktivität ist, aber nur einen sehr kurzen Zeitraum dieser Aktivität ausmacht. Der größte Teil des Energieverbrauchs entsteht durch das Vorspiel und den eigentlichen Geschlechtsakt. Doch welche Rolle spielt der Moment der Ekstase selbst in puncto Kalorienverbrennung? Ist es ein signifikanter Beitrag zum täglichen Energiebedarf oder eher ein vernachlässigbarer Effekt? Wir klären auf und geben Ihnen eine realistische Einschätzung.

Die Physiologie des sexuellen Erregungszyklus und Energieverbrauch

Um zu verstehen, wie viel kalorien verbraucht ein orgasmus, müssen wir den gesamten sexuellen Erregungszyklus betrachten. Dieser gliedert sich typischerweise in vier Phasen: Erregung, Plateau, Orgasmus und Rückbildung. Jede dieser Phasen ist mit physiologischen Veränderungen verbunden, die Energie benötigen:

• Erregungsphase: Herzfrequenz und Blutdruck beginnen zu steigen. Die Durchblutung bestimmter Körperbereiche nimmt zu (z.B. Genitalien). Die Muskelspannung erhöht sich.
• Plateauphase: Herzfrequenz und Blutdruck erreichen ihren Höhepunkt. Die Atmung wird schneller und tiefer. Muskeln im gesamten Körper spannen sich an. Dies ist die Phase, in der die körperliche Anstrengung am höchsten ist.
• Orgasmusphase: Rhythmische, unwillkürliche Muskelkontraktionen treten auf, insbesondere im Beckenbereich. Die maximale Herzfrequenz und der höchste Blutdruck werden erreicht. Die Freisetzung von Neurotransmittern wie Dopamin und Endorphinen ist ebenfalls ein energieintensiver Prozess im Gehirn.
• Rückbildungsphase: Der Körper kehrt langsam in seinen Ruhezustand zurück. Herzfrequenz und Blutdruck sinken, die Muskeln entspannen sich.

Die körperliche Anstrengung während des Geschlechtsverkehrs ähnelt der eines moderaten Trainings. Das Herz-Kreislauf-System wird gefordert, Muskeln werden beansprucht und der Stoffwechsel läuft auf Hochtouren. Die Intensität und Dauer dieser Phasen sind entscheidend für den gesamten Kalorienverbrauch, wobei der Orgasmus selbst eine sehr kurze, wenn auch sehr intensive Spitze darstellt.

Konkrete Zahlen: Wie viele Kalorien verbrennt man wirklich?

Die Studienlage zum genauen Kalorienverbrauch beim Geschlechtsverkehr ist zwar nicht so umfangreich wie bei anderen Sportarten, aber es gibt einige aufschlussreiche Untersuchungen, die uns helfen können, die Frage "wie viel kalorien verbraucht ein orgasmus" besser einzuordnen.

Eine bemerkenswerte Studie aus dem Jahr 2013, veröffentlicht in der Zeitschrift "PLoS ONE", hat 21 heterosexuelle Paare untersucht, die zu Hause Sex hatten und dabei Aktivitätsmonitore trugen. Die Ergebnisse waren wie folgt:

• Männer: Verbrannten im Durchschnitt 101 Kalorien pro Geschlechtsakt, bei einer durchschnittlichen Dauer von 24,7 Minuten. Das entspricht etwa 4,2 Kalorien pro Minute.
• Frauen: Verbrannten im Durchschnitt 69 Kalorien pro Geschlechtsakt, bei einer durchschnittlichen Dauer von 24,7 Minuten. Das entspricht etwa 3,1 Kalorien pro Minute.

Es ist wichtig zu betonen, dass diese Zahlen den gesamten Geschlechtsakt umfassen, inklusive Vorspiel, Höhepunkt und Nachspiel. Der Orgasmus selbst ist eine sehr kurze Phase, die oft nur wenige Sekunden bis maximal eine Minute dauert. Daher ist der direkte Kalorienverbrauch, der auf den Orgasmus zurückzuführen ist, minimal - Schätzungen liegen bei etwa 5 bis 20 Kalorien. Dies ist vergleichbar mit dem Energieaufwand, den man für das Zähneputzen für 2-3 Minuten, das Treppensteigen über ein Stockwerk oder einen kurzen Sprint zum Bus aufwenden würde.

Im Vergleich dazu verbrennt eine 30-minütige Einheit mit mittlerer Intensität:

• Flotter Spaziergang: ca. 100-150 Kalorien
• Joggen: ca. 250-400 Kalorien
• Schwimmen: ca. 200-350 Kalorien

Daraus lässt sich ableiten, dass Sex zwar eine angenehme Form der körperlichen Aktivität ist, die Kalorien verbrennt, aber keine signifikante Rolle im Rahmen eines intensiven Trainingsprogramms zur Gewichtsabnahme spielt. Die Hauptkalorienverbrennung erfolgt durch die über die Zeit ausgedehnte körperliche Anstrengung, nicht durch den kurzen Orgasmus.

Einflussfaktoren auf den Kalorienverbrauch während des Orgasmus

Obwohl der Orgasmus selbst nur wenige Kalorien verbrennt, gibt es dennoch Faktoren, die den gesamten Energieverbrauch während der sexuellen Aktivität - und damit auch indirekt den Aufwand, der zum Orgasmus führt - beeinflussen können:

• Dauer der sexuellen Aktivität: Logischerweise verbrennt ein längeres Vorspiel und ein ausgedehnter Geschlechtsakt mehr Kalorien als ein kurzer Quickie.
• Intensität und Aktivität der Partner: Je aktiver und leidenschaftlicher die Beteiligten sind, je mehr Bewegung und verschiedene Positionen zum Einsatz kommen, desto höher ist der Energieverbrauch. Ein "akrobatischer" Geschlechtsakt fordert den Körper deutlich mehr als ein passiver.
• Körpergewicht: Wie bei jeder körperlichen Aktivität verbrennen schwerere Personen bei gleicher Anstrengung tendenziell mehr Kalorien als leichtere, da ihr Körper mehr Energie aufwenden muss, um sich zu bewegen.
• Alter und Fitnesslevel: Jüngere und fittere Personen haben möglicherweise einen höheren Stoffwechsel und können intensiver agieren, was den Kalorienverbrauch beeinflusst. Allerdings kann auch ein Untrainierter bei gleicher Anstrengung relativ mehr Kalorien verbrennen, da sein Körper weniger effizient ist.
• Individueller Stoffwechsel: Jeder Mensch hat eine einzigartige Stoffwechselrate, die beeinflusst, wie schnell und effizient der Körper Energie umwandelt.
• Geschlechtsspezifische Unterschiede: Wie die PLoS ONE-Studie zeigte, gibt es durchschnittliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen, die auf physiologische Gegebenheiten und möglicherweise auf die tendenziell aktivere Rolle des Mannes in heterosexuellen Akten zurückzuführen sind.

Es ist also ein Zusammenspiel vieler Komponenten, das den gesamten Energieaufwand während sexueller Aktivität bestimmt. Der Orgasmus ist der finale, energetisch kurze Höhepunkt dieser Anstrengung.

Orgasmus: Ein Gewinn für das Wohlbefinden, nicht nur für die Kalorienbilanz

Auch wenn die Antwort auf "wie viel kalorien verbraucht ein orgasmus" ernüchternd ausfallen mag, sollte der Wert eines Orgasmus und der sexuellen Aktivität keineswegs unterschätzt werden. Die Vorteile gehen weit über eine geringfügige Kalorienverbrennung hinaus und haben tiefgreifende positive Auswirkungen auf die physische und psychische Gesundheit:

• Stressabbau und Entspannung: Die Freisetzung von Endorphinen, Oxytocin und anderen Neurotransmittern während und nach dem Orgasmus wirkt als natürlicher Stresskiller, fördert Entspannung und kann Ängste mindern.
• Besserer Schlaf: Die nach dem Orgasmus ausgeschüttelten Hormone, insbesondere Oxytocin und Prolaktin, können zu einem tieferen und erholsameren Schlaf beitragen.
• Stärkung des Immunsystems: Regelmäßiger, befriedigender Sex kann die Produktion von Antikörpern wie Immunglobulin A erhöhen und so das Immunsystem stärken.
• Herz-Kreislauf-Gesundheit: Die temporäre Erhöhung von Herzfrequenz und Blutdruck ist eine gute Übung für das Herz-Kreislauf-System, ähnlich einem moderaten Cardio-Training. Studien deuten auf ein geringeres Risiko für Herzerkrankungen bei sexuell aktiven Personen hin.
• Schmerzlinderung: Endorphine sind natürliche Schmerzmittel. Ein Orgasmus kann bei Kopfschmerzen, Migräne oder Menstruationsbeschwerden Linderung verschaffen.
• Verbesserung der Stimmung: Die chemische Ausschüttung im Gehirn trägt zu einem Gefühl des Glücks und der Zufriedenheit bei, was depressive Verstimmungen lindern kann.
• Stärkung der Bindung: Oxytocin, oft als "Kuschelhormon" bezeichnet, fördert die Bindung und das Vertrauen zwischen Partnern.

Ein Orgasmus ist somit ein natürlicher Bestandteil eines gesunden Lebensstils, der das Wohlbefinden in vielerlei Hinsicht steigert. Der Fokus auf die Kalorien ist zwar nachvollziehbar, verkennt aber die ganzheitlichen, weitaus bedeutsameren Vorteile für Körper und Geist.

Fazit: Der Orgasmus - ein kleiner Kalorienverbraucher mit großer Wirkung

Die Forschung zeigt, dass die Frage "wie viel kalorien verbraucht ein orgasmus" nicht zu der Annahme führen sollte, dass Sex ein Ersatz für ein intensives Fitnessprogramm ist. Der Orgasmus selbst verbrennt aufgrund seiner kurzen Dauer nur eine minimale Anzahl von Kalorien, typischerweise zwischen 5 und 20. Die gesamte sexuelle Aktivität, die zum Orgasmus führt, verbrennt jedoch eine moderatere Menge an Kalorien - etwa 70 bis 100 Kalorien für Männer und 50 bis 70 Kalorien für Frauen pro durchschnittlichem Akt, je nach Intensität, Dauer und individuellen Faktoren. Diese Werte sind vergleichbar mit einem flotten Spaziergang oder leichten Haushaltsarbeiten.

Es ist entscheidend, den Wert eines Orgasmus nicht allein an den verbrannten Kalorien zu messen. Seine wahren Vorteile liegen in den weitreichenden positiven Auswirkungen auf die psychische und physische Gesundheit: Stressreduktion, verbesserter Schlaf, gestärktes Immunsystem, Herzgesundheit und eine insgesamt höhere Lebensqualität. Der Orgasmus ist ein natürliches, lustvolles Erlebnis, das das Wohlbefinden auf vielen Ebenen fördert und somit ein wichtiger, wenn auch nicht kalorienreicher, Bestandteil eines gesunden und glücklichen Lebens ist. Konzentrieren Sie sich auf die Freude und die vielfältigen gesundheitlichen Vorteile - die paar verbrannten Kalorien sind ein angenehmer Bonus.