Die Ursprünge: Eine Stadt mit tiefen Wurzeln
Die Frage "wie alt ist regensburg" führt uns auf eine faszinierende Zeitreise durch mehr als zwei Jahrtausende europäischer Geschichte. Regensburg, eine der ältesten Städte Deutschlands, blickt auf eine beeindruckend lange und ununterbrochene Besiedlungsgeschichte zurück, die weit vor die offiziellen Gründungsdaten reicht. Doch um das tatsächliche Alter präzise zu bestimmen, müssen wir uns den entscheidenden historischen Markern widmen, die ihre Identität als Stadt formten.
Schon vor den Römern war das Donauufer bei Regensburg besiedelt. Archäologische Funde belegen prähistorische Siedlungen aus der Steinzeit, Bronzezeit und der keltischen Epoche. Diese frühen Spuren zeigen, dass der strategisch günstige Ort an der Donau und am nördlichsten Punkt des römischen Reiches schon immer eine Anziehungskraft auf Menschen ausübte. Doch die Geburtsstunde dessen, was wir heute als Regensburg kennen, ist untrennbar mit den Römern verbunden.
Castra Regina: Die römische Gründung Regensburgs
Das Legionslager als Grundstein
Der wohl prominenteste und am besten datierbare Ausgangspunkt für die Frage "wie alt ist regensburg" ist das Jahr 179 n. Chr. In diesem Jahr gründete Kaiser Marcus Aurelius das römische Legionslager Castra Regina, was übersetzt "Festung am Regen" bedeutet. Hier wurde die Legio III Italica stationiert, um die Reichsgrenze des Limes gegen die Germanen zu sichern. Das Lager war nicht nur eine militärische Anlage, sondern bildete den Kern der späteren Stadt.
Die Überreste dieser römischen Präsenz sind noch heute in Regensburg sichtbar und erlebbar. Das berühmteste Beispiel ist die Porta Praetoria, das nördliche Haupttor des Legionslagers, dessen massive Steinquader im Mauerwerk des Bischofshofs erhalten sind. Auch Teile der römischen Lagerummauerung sind noch an verschiedenen Stellen in der Altstadt zu finden, was die tiefe Verwurzelung der Stadt in ihrer römischen Vergangenheit eindrucksvoll belegt.
- 179 n. Chr.: Gründung des römischen Legionslagers Castra Regina unter Kaiser Marcus Aurelius.
- Legio III Italica: Die hier stationierte römische Legion.
- Porta Praetoria: Das nördliche Tor des Lagers, dessen Reste noch heute sichtbar sind.
Mittelalterliche Blüte: Herz Europas und Freie Reichsstadt
Vom Bischofssitz zur Handelsmetropole
Nach dem Rückzug der Römer im 5. Jahrhundert wurde Regensburg zum Herzogssitz der Bajuwaren und entwickelte sich rasch zu einem bedeutenden Zentrum. Bereits im 8. Jahrhundert war es Bischofssitz und unter Karl dem Großen, der sich hier häufig aufhielt, zeitweise sogar ein wichtiger Ort im Frankenreich. Die kontinuierliche Besiedlung und die strategische Lage an der Donau machten Regensburg zu einer Drehscheibe für den Handel zwischen Nord und Süd, Ost und West.
Im Hochmittelalter erlebte Regensburg seine größte Blütezeit. Als Freie Reichsstadt und mit dem Bau der Steinernen Brücke (Baubeginn um 1135, Fertigstellung um 1146) erlangte die Stadt europäische Bedeutung. Die Steinerne Brücke war über 800 Jahre lang die einzige Brücke über die Donau zwischen Ulm und Wien und ein technisches Meisterwerk ihrer Zeit, das den Fernhandel maßgeblich beförderte. Kaufleute aus Regensburg pflegten weitreichende Handelsbeziehungen bis nach Kiew, Venedig und Paris. Der Bau des prächtigen Doms St. Peter, der 1275 begonnen und erst im 19. Jahrhundert vollendet wurde, zeugt ebenfalls vom Reichtum und der Bedeutung der Stadt in dieser Epoche.
- Herzogssitz der Bajuwaren: Kontinuierliche Entwicklung nach der Römerzeit.
- Steinerne Brücke: Einzigartiges Bauwerk und Motor des mittelalterlichen Fernhandels.
- Regensburger Dom: Beispiel für mittelalterlichen Reichtum und architektonische Meisterleistung.
- Freie Reichsstadt: Sitz des Immerwährenden Reichstags ab 1663.
Regensburg in der Neuzeit und der Weg zum Welterbe
Bewahrung des historischen Erbes
Auch in der Neuzeit behielt Regensburg seine Bedeutung bei, wenngleich es im Zuge politischer und wirtschaftlicher Veränderungen Schwankungen unterlag. Vom 17. bis ins frühe 19. Jahrhundert war es der Sitz des Immerwährenden Reichstags, des höchsten Gremiums des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Diese Epoche prägte die Stadt nachhaltig und trug zur Bewahrung ihrer historischen Bausubstanz bei, da die diplomatische Präsenz eine gewisse Stabilität garantierte.
Ein besonderes Glück Regensburgs war es, dass die Stadt die beiden Weltkriege weitgehend unversehrt überstand. Dies trug entscheidend dazu bei, dass die einzigartige mittelalterliche Altstadt mit ihren engen Gassen, Patrizierhäusern und dem reichen architektonischen Erbe erhalten blieb. Diese außergewöhnliche Geschlossenheit und Authentizität waren letztlich ausschlaggebend dafür, dass die "Altstadt mit Stadtamhof" im Jahr 2006 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Damit wurde das enorme historische Erbe und die Bedeutung der Stadt für die Menschheit offiziell anerkannt und ihr Alter sowie ihre Geschichte für zukünftige Generationen gesichert.
Das wahre Alter von Regensburg: Eine Perspektive
Mehr als nur eine Zahl
Die Frage "wie alt ist regensburg" lässt sich somit nicht mit einer einzelnen Zahl abschließend beantworten, sondern erfordert eine differenzierte Betrachtung. Wenn wir uns auf die Gründung des römischen Legionslagers Castra Regina als urbanen Kern beziehen, dann ist Regensburg offiziell über 1840 Jahre alt (Stand 2024). Wenn man jedoch die prähistorischen Siedlungsspuren berücksichtigt, reicht die Geschichte der Besiedlung des Ortes noch viel weiter zurück.
Regensburg ist nicht nur alt, sondern eine Stadt, die ihre Geschichte atmet. Jede Epoche - von den Römern über das Mittelalter bis in die Neuzeit - hat ihre Spuren hinterlassen und prägt das heutige Stadtbild. Die ununterbrochene Entwicklung von einem römischen Militärlager zu einem Herzogssitz, einer blühenden Handelsmetropole, einer Freien Reichsstadt und schließlich einem UNESCO-Welterbe macht Regensburg zu einem lebendigen Geschichtsbuch. Ihr Alter ist somit ein Zeugnis ihrer Widerstandsfähigkeit, ihrer zentralen Bedeutung und ihres unermüdlichen Wandels durch die Jahrhunderte.